Digitale Demokratie 2024:

Fake News, Deepfakes und der Kampf um Glaubwürdigkeit

Im digitalen Zeitalter stehen politische Kommunikation und Demokratie unter Druck. Unser Neuland-Event zeigt, wie Kommunikationsprofis durch ethische Standards und kluge Strategien der Gefahr von Desinformation und Deepfakes begegnen können.

Im Superwahljahr 2024 stehen nicht nur politische Akteur:innen, sondern auch Kommunikator:innen vor großen Herausforderungen. Fake News, Desinformation und der zunehmende Einsatz von Deepfakes drohen, den öffentlichen Diskurs nachhaltig zu beeinflussen. Wie können Kommunikationsexpert:innen in einem solch kritischen Umfeld ihre Glaubwürdigkeit bewahren? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des jüngsten Neuland-Events Anfang September 2024.

Diskussionsgäste waren Birand Bingül, Geschäftsführer bei fischerAppelt advisors, Dr. Emma Hoes, Postdoktorandin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Zürich, und Eva Wackenreuther, Journalistin und Leiterin der Fact-Checking-Redaktion bei der Nachrichtenagentur AFP (Agence France Presse). Sie brachten wertvolle Perspektiven zu den Herausforderungen der politischen Kommunikation im digitalen Zeitalter ein.

Wer dominiert den Diskurs in Zeiten von Social Media?

Ein zentrales Thema war die zunehmende Dominanz von Fake News und Desinformation in sozialen Medien. Birand Bingül betonte, dass Social Media-Plattformen heute eine wichtige Rolle in der Meinungsbildung spielen – gleichzeitig seien sie aber auch Austragungsorte von Konflikten, da sie sich als unfähig erwiesen hätten, Desinformationen wirksam einzudämmen.

Bingül, Autor des Buches „Alles Propaganda! Wie Manipulation unsere Demokratie gefährdet“, sieht die Gefahr, dass politische Akteur:innen mit radikalen Botschaften die digitalen Kanäle erfolgreicher besetzen. Als Beispiel nannte er die AfD in Deutschland. Im Vergleich zu anderen Parteien investiere sie weitaus mehr Ressourcen in soziale Medien und übe damit einen überproportionalen Einfluss aus.

Fake News und ihre Wirkung auf die Meinungsbildung

Während Bingül den strategischen Einsatz von Social Media beleuchtete, ging Dr. Emma Hoes tiefer auf die wissenschaftlichen Aspekte von Fake News ein. Dr. Emma Hoes, die sich in ihrer Forschung mit Falschinformationen, Algorithmen und deren Auswirkungen auf die Meinungsbildung beschäftigt, betonte, dass der tatsächliche Einfluss von Fake News oft überschätzt werde. Denn Fake News würden bestehende Meinungen in der Regel eher verstärken, statt sie zu verändern. Für Menschen, die politisch weniger interessiert sind oder keine starken Überzeugungen haben, stellten Fake News eine größere Gefahr dar.

Hoes erklärte, dass zwar nur ein kleiner Teil der Nachrichten, die Menschen online konsumieren, Fake News seien, aber auch kleine Mengen große Auswirkungen haben könnten – insbesondere dann, wenn sie von einflussreichen Personen geteilt würden.

Deepfakes und die Bedrohung der Glaubwürdigkeit

Mit Blick auf die technologischen Dimensionen von Desinformation richtete sich der Fokus der Diskussion auf Deepfakes. Hier gab Eva Wackenreuther, Journalistin und Fact-Checkerin bei der AFP, wertvolle Einblicke in die wachsende Bedrohung durch manipulierte Medieninhalte. Auch wenn ausgeklügelte Deepfakes derzeit noch die Ausnahme seien, warnte Wackenreuther davor, dass die generelle Verunsicherung durch Deepfakes das Vertrauen in Medien und Institutionen langfristig beschädigen könne.

Wackenreuther betonte die Bedeutung von Fact-Checking-Initiativen, die einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung von Desinformation leisten. Dabei sei es wichtig, nicht nur reaktiv, sondern auch präventiv tätig zu handeln. Medien und Unternehmen sollten verstärkt auf vorbeugende Maßnahmen setzen, um Desinformationen bereits im Vorfeld zu entkräften.

Maßnahmen zur Stärkung des öffentlichen Diskurses und der Demokratie

Die Diskussion mündete schließlich in der Frage, welche Maßnahmen notwendig sind, um den öffentlichen Diskurs und die Demokratie zu stärken. Bingül betonte die zentrale Rolle von Kommunikationsstrategien. Er unterstrich, dass sich Parteien und Unternehmen stärker in den relevanten Kanälen positionieren und den Diskurs aktiv gestalten müssten. Es reiche nicht aus, nur auf Krisen zu reagieren – vielmehr müssten die Akteur:innen die Kontrolle über ihre Narrative behalten und glaubwürdig bleiben.

Diesen Punkt unterstützte auch Hoes, die zusätzlich unterstrich, dass Medienkompetenz hierbei eine Schlüsselrolle spiele. Sie betonte, dass sowohl die Gesellschaft als auch die Akteur:innen in Politik und Wirtschaft lernen müssten, vertrauenswürdige Informationen zu erkennen und kritisch zu bewerten. Nur so könne langfristig eine informierte und mündige Gesellschaft gefördert werden.

Krisenfest durch Authentizität und Transparenz

Eva Wackenreuther wies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung von Authentizität und Transparenz hin. Ihrer Meinung nach seien diese beiden Faktoren entscheidend, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu bewahren. Unternehmen und politische Akteur:innen sollten nicht zögern, Fehler offen zu kommunizieren und den Dialog mit der Öffentlichkeit zu suchen.

Wackenreuther riet zu einer proaktiven Rolle in der Kommunikation. Nur so könnten die Akteur:innen die Kontrolle über die Narrative behalten und potenzielle Krisen besser bewältigen.

Chancen und Risiken der digitalen Demokratie

Die Diskussion machte deutlich, dass die digitale Demokratie enorme Chancen bietet, da über Social Media und digitale Plattformen mehr Menschen erreicht werden können. Gleichzeitig stehen Kommunikator:innen vor der Herausforderung, Fake News und Desinformation wirksam zu bekämpfen. Die Expert:innen waren sich einig: Glaubwürdigkeit, Transparenz und ethische Prinzipien müssen in der Kommunikation stets an erster Stelle stehen, um Vertrauen zu schaffen und demokratische Prozesse zu schützen.

Ihr seid an einer tiefergehenden Diskussion über digitale Demokratie und den Umgang mit Fake News interessiert? Seht euch die vollständige Aufzeichnung unseres Neuland-Events hier an:

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Über #Neuland

Gemeinsam knöpfen sich die PRVA NewcomersYoung LSA und die GPRA Young Professionals ab jetzt regelmäßig die Trendthemen der Branche in der Veranstaltungsreihe „Neuland“ vor. Denn: Was für manche noch immer ein Buch mit sieben Siegeln ist, wurde für sie schon längst ein zweites Zuhause. Werdet mit ihnen vom Digital Immigrant zum Digital Native! Auf unseren Social Media-Kanälen (LinkedIn) weisen wir regelmäßig auf die kommenden #Neuland-Veranstaltungen hin. Folgt uns und stay tuned!


Veröffentlicht am 30.09.2024

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