#PRWhaat? – Politische Kommunikation: Strippenzieher nach dem Vorbild der Underwoods?
Wer an die Kommunikationsbranche denkt, denkt nicht direkt an politische Themen. Besonders in den letzten Jahren ist die Bedeutung der PA, also der Public Affairs, allerdings auch für Kommunikationsagenturen gestiegen. Aber worum geht es bei der politischen Kommunikation und wo liegt der Unterschied zwischen PR und PA?
PA ist nicht PR und PR ist nicht PA
In einem Satz erklärt, bedeutet Public Affairs die Interessenvertretung eines Unternehmens, Verbands oder einer NGO im politischen Kontext. Oft setzt die klassische PA dort an, wo die PR mit Öffentlichkeits- bzw. Pressearbeit aufhört. Für beide Disziplinen ist es jedoch grundlegend, dass die Berater und Beraterinnen hervorragend kommunizieren können und gleichzeitig ehrlich und transparent arbeiten. Ob PR oder PA, es geht darum, Kundeninteressen glaubhaft zu vertreten und durch gezielte Maßnahmen voranzutreiben. Das machen PA Professionals eben gegenüber Politik und Verwaltung. In dieser Disziplin ist es wichtig zu wissen, wie Gesetze zustande kommen, welche politisch relevanten Entwicklungen gerade stattfinden und welche Haltung bestimmte Politiker und Politikerinnen zu unterschiedlichen Themen haben. Die moderne PA-Arbeit geht noch einen Schritt weiter und beschäftigt sich frühzeitig mit gesellschaftlichen Debatten, um beispielsweise bei Themen wie Klimaschutz oder anderen sozialen Belangen Anknüpfungspunkte für die politische Kommunikation von Unternehmen zu identifizieren. Beide Bereiche können sich daher sehr gut ergänzen und bringen besonders gemeinsam betrachtet oft den größten Mehrwert für Kunden. Ob man sich nun für die Bezeichnung „politische Kommunikation“ oder „Lobbyismus“ entscheidet, ist dabei nicht unbedingt wichtig. Allerdings hat Lobbyismus für viele ein Geschmäckle, auch wenn der Begriff per Definition zunächst nur die Interessenvertretung in Politik und Gesellschaft beschreibt.
Schwarze Geldkoffer, Deals im Hinterzimmer und Luxus-Parties
Es kommt immer mal wieder vor, dass PA Professionals mit genau diesen Vorurteilen konfrontiert werden. In der Realität arbeiten wir dann aber doch ganz anders, als in House of Cards dargestellt. Es stimmt, dass es auch darum gehen kann, dass ein Kunde eigene Impulse in die Gesetzgebung einbringen möchte. Nichts anderes versuchen Bürgerinitiativen, NGOs und Verbände. Wir als Berater ziehen dann aber nicht mit Geldbündeln los und „versuchen das zu regeln“, vielmehr unterstützen wir dabei, unsere Kunden mit politischen Entscheidungsträgern an einen Tisch zu bringen, um einen konstruktiven Austausch zu fördern. Zu unserem Aufgabenbereich gehört daher auch die Identifikation der richtigen Ansprechpersonen, Kontaktaufbau oder -vermittlung und die Begleitung und Nachbereitung von Gesprächen. Es gehört auch zur Wahrheit, dass diese Arbeit auch für Entscheidungstragende in Politik und Verwaltung nützlich ist. Denn diese erhalten durch Gespräche oder das Zusenden von Informationsmaterialien zu Unternehmen und Branchen wichtige Einblicke in die Wirtschaft, anhand derer sie beispielsweise die Wirkungseffekte einer Gesetzgebung analysieren können.
Erfolg messen: Tu Gutes und sprich nicht darüber
Die – Achtung #Bullshit-Bingo-Alarm – KPIs in der PA-Arbeit unterscheiden sich erheblich von denen im PR-Bereich. Da es hauptsächlich um politische Belange geht, kann hier zum Beispiel nicht die Reichweite als Erfolgsindikator angesetzt werden. Wir sagen oft im Kollegenkreis, dass unsere Arbeit richtig erfolgreich war, wenn keiner darüber spricht. Damit ist gemeint, dass unsere Kunden aufgrund unserer Beratung zum Beispiel frühzeitig auf Gesetzesvorhaben durch die Umstellung eigener Prozesse reagieren konnte und somit ein mögliches Problem für das eigene Geschäftsmodell lösen konnte. Dass so etwas in den meisten Fällen nicht mit einer öffentlichkeitswirksamen Kampagne begleitet wird, ist logisch. Manchmal, besonders wenn es um moderne PA-Arbeit geht, lassen sich mittlerweile aber auch Awards gewinnen, zum Beispiel mit virtuellen Anwendungen oder Kampagnen von Unternehmen, die ein politisches Anliegen erfolgreich ins Zentrum gerückt haben. Das zeigt, dass auch die Welt der Public Affairs nicht stillsteht und sich stets weiterentwickelt.
Veröffentlicht am 11.12.2020
Autorin
Vanessa Grothe
Public Affairs Consultant / Senior Account Executive
bcw | burson cohn & wolfe
Email: younggpra@gpra.de
Bildquelle: Photo by Savvas Stavrinos from Pexels
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