GPRA Young Professionals auf dem ICCO Global Summit: Die Rolle von Kommunikator:innen in der Krise

Stella Henn (Edelman) und Stefanie Bäuerle (Sympra) beim ICCO Global Summit 2024 in Istanbul

Foto: ICCO

„Reputation, Relevance, Relationships“ – der Titel des diesjährigen ICCO Global Summit, organisiert vom internationalen PR-Verband „International Communications Consultancy Organisation (ICCO)“, eröffnete zunächst Raum für Interpretationen. Umso gespannter waren Stella Henn, Senior Account Executive Healthcare bei Edelman, und ich, Steffi Bäuerle, Consultant bei Sympra, was uns bei der Konferenz in Istanbul erwarten würde. Als Vertreterinnen der GPRA Young Professionals freuten wir uns darauf, an dem internationalen Treffen teilzunehmen, dessen Titel bezeichnend war: Die Veranstaltung hat einen guten Ruf, ist relevant für die PR-Branche und ein idealer Ort, um Kontakte zu knüpfen und Beziehungen zu festigen.

Die verkannte Bedeutung von Kreativität

Die Keynote zu Beginn zog alle Zuhörerer:innen gleich in ihren Bann. Simon Shaw, Global Chief Creative Officer bei Burson, erzählte, dass Kreativität mehr als nur Storytelling bedeutet. Er war der Meinung, kreatives Vermögen sollte auch genutzt werden, um Probleme zu lösen oder zu beraten. Nur so könne den einschneidenden Veränderungen auf der Welt begegnet werden, die das Kürzel VUCA(F) zusammenfasst: Volatile, Uncertain, Complex, Ambiguous, Flux. Die Antworten darauf: Preparedness, Agile, Specialist, Data Led und eben Creativity. Dabei könne nicht jede:r gleichermaßen kreativ sein. Es brauche gezielte Investments, zum Beispiel in Creative Directors, um Wachstum zu erzielen. Auch künstliche Intelligenz sei positiv zu bewerten, denn durch AI erfahre Kreativität nur weiteren Wachstum, der schlussendlich zu einem guten Ruf führe.

Niemals zu unterschätzen: Die Arbeit von Kommunikator:innen

Welche Relevanz und Bedeutung Kommunikator:innen in einer von Krisen geprägten Zeit zukommt, verdeutlichte Rod Cartwright, Gründer des gleichnamigen Beratungsunternehmens. Die Liste an Herausforderungen sei lang und reiche von geopolitischen Krisen und den „terrible twins“, Desinformation und Polarisierung, über die Gefahr von Cyberangriffen und Klimakatastrophen bis zu AI-geprägten Technologien und der sogenannten Poly-Krise, in der verschiedene Risiken miteinander verknüpft sind. Indem man sich diese bewusst mache und sich frühzeitig wappne, könne man der Lösung ein Stück näher kommen und gleichzeitig einen Wert für die PR-Branche daraus generieren. Dies gelinge in Form von Krisen-Kommunikationsplänen, Resilienzaufbau und weiteren umfassenden Vorbereitungen.

Auch im Hinblick auf Wahlen und damit die Bewahrung und Verteidigung unserer Demokratie, spielen Kommunikator:innen eine entscheidende Rolle, erklärte Patrick Penninckx, Head of Digital Development and Governance Department des Europarats. Durch die Arbeit mit geeigneten AI-Tools zur Enttarnung von Fake News und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, sei es eine wichtige Aufgabe, AI-getriebenen Desinformationskampagnen entgegenzutreten.

Ebenso ein gutes Mittel, um relevant zu werden und zu bleiben: Nachweisbare Qualitätsstandards in der Beratung. Reto Wilhelm und Jürgen Gangoly von den Agency Experts waren vor Ort, um zu verdeutlichen, dass es nur einen Weg gibt, um eine erfolgreiche PR-Agentur professionell zu führen. Nur, wer innerhalb des transparenten Regelgerüsts des „Consultancy Management Standards (CMS)“ arbeite, könne kreativ arbeiten, zuverlässig liefern und schlussendlich messbare Erfolge erzielen. Oder, um es mit den Worten von Reto Wilhelm zu formulieren: „Relevance comes from reliability“.

Internationale PR bedeutet weltweite Zusammenarbeit

Eine wichtige Erkenntnis, die wir bei der Konferenz mitnahmen: Viel zu oft kommen, wenn von internationalen Projekten die Rede ist, hauptsächlich westliche Staaten zum Zug. PR-Expert:innen in Asien und Afrika, wo zwei Drittel der Weltbevölkerung leben, sind häufig nicht involviert. In dem Panel „Geopolitics And Business – A View From The New World“ diskutierten deshalb Mary Njoki, Gründerin und CEO von Glass House PR in Kenia, Pragati Tiwari, Partnerin bei Astrum in Indien und Agung S. Ongko, Partner und Strategy Director bei RICE Communications in Singapur, über kulturelle Sensibilität und die Zusammenarbeit von globalen und lokalen Teams bei der Aufgaben- und insbesondere Krisenbewältigung.

Eine weitere Möglichkeit, um (nachhaltige) Beziehungen zu knüpfen, ist, Verbündete in Form von „Creators“ zu finden. Kerem Sabuncu, Chief Strategy Officer bei Ogilvy, betonte in seinem Beitrag „Influence And The Power Of Creativity“ die Bedeutung von Dritten, die eigenen Content schaffen. Die Zielgruppen würden gerne mit ihnen in Interaktion treten, weil sie dadurch Teil der Erzählung seien und gleichzeitig frei darin, auf ihre Art und Weise zu kommunizieren.

Wie internationale Zusammenarbeit funktioniert, machte die ICCO Next Gen Group deutlich: 2022 gegründet von den Gewinner:innen des PR Next Gen World Cup Wettbewerbs 2021 und 2023 neu zusammengestellt, besteht die Gruppe heute aus den einstigen Gewinner:innen und Teilnehmenden aus aller Welt am Wettbewerb im Jahr 2022. Co-Vorsitzende Oeindrila Biswas machte die Ziele der Gruppe klar: Sie wollen den ICCO-Vorstand hinsichtlich der Bedürfnisse des PR-Nachwuchses beraten und gleichzeitig – in enger Zusammenarbeit mit Universitäten – als selbstständige Stimme von Young Professionals agieren. In ihrem Aufbau holte sich das junge Board viel Inspiration von den GPRA Young Professionals, und nahmen die gegebenen Grundstrukturen zum Vorbild.

Innerhalb eines dicht gefüllten Tags bekamen wir so hautnah zu spüren, dass wir mit unseren alltäglichen Herausforderungen nicht alleine sind. Fast überall auf der Welt beschäftigen sich PR-Expert:innen und diverse Kommunikator:innen mit ähnlichen Themen. Doch nur gemeinsam gelingt es, für die Kommunikations-Branche einzustehen und den aktuellen Krisen noch schneller, kreativer, nachhaltiger und wirkungsvoller entgegenzutreten.


Veröffentlicht am 12.11.2024

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