Hacking Humans – eine ganz simple Sache
Von Christiane Schulz, Präsidentin der GPRA
Auf der #OMR19 hatte ich die Chance, den Vortrag von Yuval Noah Harari zum Thema „Hacking Humans“ zu hören. Sein Vortrag war überzeugend und beängstigend zugleich. Oder war das nur meine „deutsche Angst“? Seine zentrale Botschaft: Sei vorsichtig beim Einsatz von Technologien. Du kannst Herr oder Diener der Technik sein – es ist Deine Entscheidung!
Beginnen wir mit seiner Formel für menschliches Hacking: b * c * d= ahhh oder biologisches Wissen * Rechenleistung * Daten = Fähigkeit, Menschen zu hacken. Diese Formel schafft einen Algorithmus, der uns besser versteht als wir uns selbst. Er wird für uns auswählen, unsere Wünsche manipulieren und Entscheidungen für uns treffen, so Harari. Er erzählte die Geschichte, dass es eine Weile gedauert hat, bis er herausgefunden hat, dass er schwul ist. Er ist überzeugt, dass in Zukunft oder eigentlich schon heute ein FMCG-Unternehmen das schneller herausfindet als ein Mensch, nur durch die Verwendung einer Eyetracking-Methode im Zusammenhang mit den eigenen Anzeigen. Wenn auf einem Bild mit einem Mann und einer Frau, die Blickverfolgung feststellt, dass die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf den Mann gelenkt wird, wird das Unternehmen dieser Person das nächste Mal mit einer Anzeige ansprechen, die ein Bild eines Mannes zeigt. Aber was bedeutet diese Technologie und dieses Wissen in Ländern wie Brunei, wo gerade die Todesstrafe für Homosexuelle eingeführt wurde?
Unser eigener Algorithmus wird uns bessere Ratschläge für unser Leben geben, als wir es selbst tun würden, betont Harari. Algorithmen werden uns über gesundheitliche Probleme informieren, bevor sie auftreten. Dies wird in Zukunft wahrscheinlich viele Kosten im Gesundheitswesen einsparen. Da der Algorithmus unsere Ängste und die Dinge, die wir hassen, kennt, werden wir gezielter mit Fake News / Desinformationen konfrontiert, davon ist er fest überzeugt. Biometrische Armbänder mit Sensoren können leicht Informationen über uns erfassen und weitergeben. Wie wäre es mit der Verwendung eines solchen Armbandes, wenn sich jemand ein Bild, zum Beispiel von Kim Jong-un ansieht. Er würde sofort wissen, ob diese Person ein Freund oder ein Feind ist. Daher ist Harari fest überzeugt, dass Algorithmen zu totalitären Regimen führen beziehungsweise diese stärken können.
Neue Beziehungen entstehen durch Algorithmen, aber nicht mit Menschen. Wenn wir zum Beispiel ein Smart Home haben, weiß der Kühlschrank sehr schnell, ob wir schlechte Laune haben und macht uns ein „stimmungsaufhellendes Angebot“. Das Licht im Haus wird nach unserer Stimmung gedimmt, jedoch wird es vermutlich so sein, dass unser Partner keine Ahnung hat, was los ist. In diesem Zusammenhang werden wir – der Mensch – aus seiner Sicht weniger Verständnis haben, wenn die Menschen unsere Stimmung nicht sofort erkennen, da es ja selbst zum Beispiel unser Kühlschrank kann.
Auch unsere demokratische Abstimmung könnte gefährdet sein, meint Harari. Warum? Weil Google oder Alexa uns viel besser kennen, als wir selbst, und somit für uns abstimmen könnten. Wie können wir den Gefahren begegnen, die Harari skizziert hat? Wie können wir den Fortschritt und die Entwicklungen zu unserem Vorteil nutzen? Er glaubt, dass die Technologie nicht deterministisch ist. Wir müssen nur sehr klug entscheiden, wie wir es nutzen wollen. Was meinst Du?
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