GPRA-Vertrauensindex - Automobilbranche weiterhin auf Talfahrt - Großes Misstrauen gegenüber Führungseliten
Berlin, 9. Mai 2016 – Trotz Rückrufaktion und Werbeoffensive: das Vertrauen der Deutschen in die Automobilbranche ist weiterhin im Keller. Einmal verlorenes Vertrauen lässt sich offenbar nicht so schnell zurückgewinnen. Wie aus der neuesten repräsentativen Erhebung des Verbandes der Kommunikationsagenturen GPRA hervorgeht, betrifft die Vertrauenskrise nicht nur die VW-Marken, sondern hat die gesamte nationale Automobilindustrie in Mitleidenschaft gezogen. Auch das Vertrauen in Führungseliten ist dramatisch niedrig. Besonders groß ist das Misstrauen gegenüber Führungskräften der Finanzbranche und der Automobilindustrie. Bemerkenswerterweise wird weiblichen Führungskräften in der Finanzbranche ein größeres Vertrauen entgegengebracht als den männlichen Kollegen.
Automobil, Finanzen und Energie bilden das Schlusslicht
Zu den Gewinnerbranchen gehören beim aktuellen GPRA-Vertrauensindex Maschinenbau (48 Indexpunkte), Gastgewerbe (46,4 Indexpunkte) und die Elektroindustrie (44,2 Indexpunkte). Auch in den Vertrauensdimensionen „Ehrlichkeit“, „Gesellschaftliche Verantwortung“, „Kompetenz und Qualität“, „Umgang mit Mitarbeitern“ und „Umgang mit Kunden“ haben die drei genannten Branchen die Nase vorn. Die Automobilindustrie hat sich noch immer nicht von der Krise erholt: Die einst vertrauenswürdige Branche (im Juni 2015 noch auf Platz 4) ist auf Platz 13 von 15 Branchen abgerutscht und liegt mit 28,4 Indexpunkten knapp vor Finanzen (27,7) und Energie (27,2). Vergleicht man die Zahlen mit der letzten Befragung im Oktober 2015 zeigt sich, dass die Vertrauenswerte in der Autobranche noch weiter gesunken sind. Das Vertrauen in den Umgang mit Mitarbeitern ist um weitere 5,6 Punkte gesunken, ebenso das Vertrauen in die Ehrlichkeit um weitere 5 Indexpunkte. Allein der Umgang mit Kunden hat um 1,1 Punkte marginal positiv zugelegt.
„Volkswagen ist es offenbar nicht gelungen, das Vertrauen nach der Krise wieder zu gewinnen. Schlimmer noch: Die Werte haben sich seit Oktober 2015 nochmal verschlechtert. Von erfolgreicher Krisenkommunikation kann man hier wohl nicht sprechen“, sagt GPRA-Präsident Uwe A. Kohrs.
Misstrauen gegenüber VW – ausländische Autohersteller nicht betroffen
Vergleicht man die aktuellen Ergebnisse mit denen der letzten Befragung zur Automobilbranche – die nach Bekanntwerden des Abgasskandals im Oktober 2015 erhoben wurde – zeigt sich, dass die Vertrauenswerte nach der Krise noch weiter gesunken sind. Hatten im Oktober vergangenen Jahres 43 Prozent der Befragten Vertrauen in den Wolfsburger Autobauer, sind es heute nur noch 40 Prozent. Mercedes indes kann sich über Vertrauenswerte von 75 Prozent freuen, ebenso BMW (mit 62 Prozent) sowie Ford (60 Prozent) und Opel (59 Prozent). VW bildet das Schlusslicht.
Aber das Vertrauen in die deutschen Autobauer hat insgesamt gelitten: im Oktober 2013 lagen die Vertrauenswerte von Mercedes, BMW, Audi und VW alle noch über 80 Prozent. Nur Opel scheint hier eine Ausnahme, da gab es kaum Veränderungen von 60 auf 59 Prozent (Vergleich Okt 2013 und April 2016).
Das Vertrauen in ausländische Automobilhersteller lag bisher immer weit hinter den deutschen: Die Werte rangierten im Oktober zwischen 31 Prozent bei Fiat und 60 Prozent bei Ford. Interessanterweise sind sie von der Krise nicht betroffen: laut Befragung ist das Vertrauen gestiegen oder gleich geblieben.
Geringes Vertrauen in Führungseliten
Das Vertrauen in die Unternehmensführung ist durchweg niedrig. Die Kosmetikindustrie liegt hier vorne: 22 Prozent haben hier ein sehr hohes bzw. 31 Prozent ein eher hohes Vertrauen gegenüber den Führungskräften. Die Finanz- und Automobilbranche belegen die letzten Plätze.
„80 Prozent der Befragten bringen den Unternehmensführern in der Finanz- und Automobilbranche nur noch ein eher geringes oder sehr geringes Vertrauen entgegen. Das sind dramatische Werte! Aber auch insgesamt sehen wir ein großes Misstrauen gegenüber Führungseliten. Ein Trend, der sich momentan auch in unserer politischen Landschaft widerspiegelt“, meint Uwe Kohrs, Präsident der GPRA.
Was naheliegend war: Befragte vertrauen in der Kosmetikindustrie eher der Führungsqualität von Frauen als von Männern (64 Prozent versus 11 Prozent). Bemerkenswert ist allerdings, dass die Befragten weiblichen Führungskräften in der Finanzbranche – einer klassischen Männerdomäne – eher vertrauen als männlichen Führungskräften. „Vielleicht ist die Lösung der Imagekrise von Banken weiblich“, so Uwe Kohrs. 23 Prozent vertrauen hier eher der Führung von Frauen, 17 Prozent männlicher Führungsqualität.
Über den GPRA-Vertrauensindex
Der GPRA-Vertrauensindex gibt regelmäßig einen repräsentativen Status Quo der Vertrauensentwicklung in der deutschen Bevölkerung. Auf Basis der Differenzierung nach Vertrauensdimensionen gibt er einen Überblick des Vertrauens der deutschen Bevölkerung in Unternehmen aus leistungsstarken Branchen der deutschen Wirtschaft. Die Erhebung von April 2016 erfolgte über die Befragung von 1.007 Personen im Zeitraum vom 11. bis 13. April 2016. Das Meinungsforschungs- und Beratungsinstitut MENTE>FACTUM von Klaus-Peter Schöppner hat die Befragung durchgeführt.
Über die GPRA e.V.
Die GPRA e.V. ist seit 1974 der Verband der führenden Kommunikations- und
PR-Agenturen Deutschlands und hat ihren Sitz in Berlin. Mit strengen Aufnahme¬kriterien und hohen Anforderungen an ihre Mitglieder setzt sie Standards in der
PR-Branche und fördert den Austausch zwischen den Mitgliedern und Meinungs¬bildnern. Die GPRA repräsentiert 36 Agenturen mit circa 2.500 Mitarbeitern und einem Marktanteil von fast 50 Prozent. GPRA-Präsident ist Uwe A. Kohrs.
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