Sippenhaft für deutsche Automobilbauer - VW belastet Vertrauen in die deutsche Automobilindustrie

Logo GPRA-Vertrauensindex 2014Die VW-Krise zieht weiter ihre Kreise und hat dramatische Folgen für die Gesamtautomobilbranche. Wie aus der neuesten repräsentativen Erhebung des Verbandes der Kommunikationsagenturen GPRA hervorgeht, betrifft die Vertrauenskrise nicht nur die VW-Marken, sondern hat die gesamte nationale Automobilindustrie erfasst. So ist die Autobranche im Vergleich zur Erhebung im Dezember 2014 im Ranking der 15 wichtigsten Industriebranchen von Platz 1 auf Platz 13 abgestürzt. Seit Beginn der GPRA- Indexerhebung 2009 ist noch nie ein so großer Vertrauensverlust von 12,6 Indexpunkten vorgekommen.

Alle deutschen Automobilbauer von Vertrauensverlust betroffen

Es ist der Deutschen liebstes Kind: das Auto. Insbesondere Autos deutscher Hersteller genießen jeher ein hohes Maß an Vertrauen bezogen auf Qualität, Kompetenz und Umgang mit Kunden. Betrachtet man die Detailergebnisse der Repräsentativ-Befragung wird deutlich, dass alle nationalen Hersteller in Sippenhaft genommen werden. Nicht mal jeder Zweite (43 Prozent der Befragten) hat derzeit noch Vertrauen in den Wolfsburger Autobauer, das sind 41 Prozent weniger als in 2013. Dem Audi-Konzern vertrauen nur noch 52 Prozent (Minus 33 Prozent). Betroffen sind auch BMW und Mercedes, die ein Minus von 17 Prozent bzw. 6 Prozent verzeichnen im Vergleich zu 2013. Ausländische Autohersteller sind von der Vertrauenskrise bislang nicht betroffen bzw. gewinnen eher an Vertrauen. So konnte Fiat um 18 Prozentpunkte zulegen und liegt derzeit bei 49 Prozent.

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Vertrauen im „Umgang mit Kunden“ leidet am stärksten „Wenn man sich die Vertrauensdimensionen en Detail anschaut, wird deutlich, dass sich die Verbraucher persönlich von der Autoindustrie hintergangen fühlen“, ordnet GPRA-Präsident Uwe A. Kohrs die Ergebnisse ein. „Es herrscht grundsätzliches Misstrauen und bemerkenswerter Weise gilt dies insbesondere für deutsche Autobauer, die bisher unangefochten als das Maß aller Dinge galten.“ Im Vergleich zu Oktober 2013 verliert die Branche im Bereich „Umgang mit Kunden“ 19,8 Indexpunkte und rangiert jetzt bei 29,2 Punkten – der mit Abstand stärkste Verlust in allen abgefragten Vertrauensdimensionen. Im Vergleich hierzu fällt das Vertrauen in die „Kompetenz und die Qualität“ der Automobilbranche nur um 7,2 Indexpunkte auf 42,4 Punkte.

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VW Debakel im Vergleich zu anderen Krisen

Verglicht man die VW-Krise mit anderen Branchenkrisen der Vergangenheit, die auch ähnlich große mediale Aufmerksamkeit erfahren haben, zeigt sich einmal mehr, wie sehr das Vertrauen in die Branche erschüttert wurde. Die Automobilindustrie insgesamt verlor von Juni 2015 bis Oktober 2015 12,6 Indexpunkte und liegt jetzt nur noch bei 31,9 Punkten. Im Vergleich hierzu verlor die Energiebranche 2011 nach der Fukushima-Krise nur 2,6 Indexpunkte an Vertrauen. Die Lebensmittelindustrie erlitt im Jahr 2010 im Rahmen des Dioxin-Skandals einen Verlust von 6,3 Indexpunkten. Vergleichbare Krisen zeigen, dass es meist bis zu zwei Jahren dauert, um die Verluste in das Vertrauen der Verbraucher wieder gut zu machen. Es bleibt abzuwarten, welchen Einfluss diese erheblichen Vertrauensverluste auf die Kaufentscheidungen der Kunden haben werden. GPRA-Präsident Kohrs sieht dringenden Handlungsbedarf: „31,9 Indexpunkte sind ein dramatisch niedriger Wert im Vergleich mit anderen Branchen. Nur wenn VW für schnellstmögliche Aufklärung und Transparenz sorgt und auch offen sein systemisches Versagen zugibt, hat die Automobilbranche eine Chance, wieder als vertrauenswürdige Branche wahrgenommen zu werden.“


Über den GPRA-Vertrauensindex

Der GPRA-Vertrauensindex gibt regelmäßig einen repräsentativen Status Quo der Vertrauensentwicklung in der deutschen Bevölkerung. Auf Basis der Differenzierung nach Vertrauensdimensionen gibt er einen Überblick des Vertrauens der deutschen Bevölkerung in Unternehmen aus leistungsstarken Branchen der deutschen Wirtschaft. Die Erhebung von Oktober 2015 erfolgte über die Befragung von 1.011 Personen im Zeitraum vom 30. September bis 2. Oktober 2015. Das Meinungsforschungs- und Beratungsinstitut MENTE>FACTUM von Klaus-Peter Schöppner hat die Befragung durchgeführt.

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