European Communication Monitor 2020
Die weltweit größte Studie zum Status Quo der Kommunikations- und PR-Branche – der European Communication Monitor (ECM) 2020 – wurde Mitte Mai veröffentlicht. Kompetenzlücken weist die PR-Branche in Europa laut Studie in den Bereichen Technologie und Datenmanagement auf. Außerdem wachsen ethische Herausforderungen durch digitale Kanäle und empirische Belege zeigen den Nachholbedarf bei der Gleichstellung.
Für die Studie wurden insgesamt 2.324 Kommunikatoren aus 44 Ländern von einem renommierten Forschungsteam unter der Leitung von Professor Ansgar Zerfaß (Universität Leipzig) befragt. Folgende aktuelle Themen wurden beleuchtet:
Ethik: Digitale Kommunikationskanäle führen häufiger zu moralischen Dilemmata – aber Kodizes der Branchenverbände werden selten genutzt und nur wenige haben sich in ethischen Fragen qualifiziert
Bezüglich der ethischen Herausforderungen zeigt die Studie auf, dass sich jeder zweite Kommunikationsverantwortliche (47 Prozent) in der täglichen Arbeit im vergangenen Jahr mit mehreren moralisch herausfordernden Situationen konfrontiert sah. Im Vergleich zu früheren Erhebungen zeigt sich damit eine steigende Tendenz ethischer Probleme in den letzten Jahren. Die meisten Befragten begegneten diesen Herausforderungen, indem sie sich auf ihre persönlichen Werte und Einstellungen verließen (86 Prozent Zustimmung). Ethik-Richtlinien der eigenen Organisation (77 Prozent) und insbesondere Branchenkodizes (58 Prozent) wurden dagegen deutlich seltener konsultiert.
Gleichstellung: Drei von vier Kommunikationsabteilungen und -agenturen beschäftigen mehr Frauen als Männer – aber nur jede zweite Führungskraft ist eine Frau, in Deutschland sogar nur eine von dreien
Der European Communication Monitor untersucht jährlich den Status Quo weiblicher Fach- und Führungskräfte in der PR – in der diesjährigen Erhebung mit einem besonderen Fokus auf die bereits erzielten Fortschritte. Die Ergebnisse zeigen, dass zwar in drei von vier Kommunikationsabteilungen und -agenturen mehr Frauen als Männer arbeiten, aber nur jede zweite Abteilung/Agentur von einer Frau geleitet wird. Als die größten Karrierehürden für Frauen in der Kommunikation werden organisationsinterne Hürden genannt wie mangelnde Flexibilität, etwa zur Kinderbetreuung (62 Prozent Zustimmung), sowie intransparente Beförderungsentscheidungen (58 Prozent).
Cybersicherheit: Kommunikationsverantwortliche befürchten Hackerangriffe auf Webseiten und Social-Media-Accounts, werden jedoch selten bei Präventionsmaßnahmen eingebunden
Knapp zwei Drittel der befragten Kommunikatoren verfolgen die aktuelle Debatte um Cybersicherheit (63 Prozent) und halten das Thema für ihre tägliche Arbeit in der Abteilung oder Agentur relevant (59 Prozent). Befürchtet wird insbesondere, dass Hacker Webseiten oder Social-Media-Accounts angreifen könnten (42 Prozent Zustimmung) oder digitale Infrastrukturen zum Absturz bringen könnten (29 Prozent).
Kompetenzen: In den Bereichen Technologie und Datenmanagement klaffen Kompetenzlücken bei Kommunikatoren, obwohl im Schnitt 19 Tage pro Jahr in Fortbildungen investiert wurde
Rund die Hälfte der Befragten (43 Prozent) stimmt der Aussage zu, dass Kompetenzen und ihre Entwicklung ein zentrales Thema für die Branche sind, und fast alle (81 Prozent) sind sich darin einig, dass die eigenen Kompetenzen einer steten Weiterentwicklung bedürfen. Kompetenzlücken wurden vor allem bei Technologiekenntnissen und Datenmanagement identifiziert. Die meisten Befragten sehen die Kompetenzentwicklung im Verantwortungsbereich jedes Einzelnen (84 Prozent Zustimmung), aber annähernd ebenso viele wünschen sich Fortbildungsprogramme seitens ihrer Organisation (83 Prozent).
Download des Ergebnisberichts
Der Ergebnisbericht des ECM 2020 mit zahlreichen Detailauswertungen für Unternehmen, Non-Profit-Organisationen, öffentliche Institutionen und Kommunikationsagenturen sowie zentrale Länder ist unter www.communicationmonitor.eu kostenlos verfügbar (PDF, 132 Seiten, englisch). Die Studie entspricht allen wissenschaftlichen Standards; sie wird seit 2007 jährlich durchgeführt und durch parallele Erhebungen in Nordamerika, Lateinamerika und Asien ergänzt.
Hintergrund zum European Communication Monitor 2020 (ECM)
Der European Communication Monitor wird jährlich von der EUPRERA, dem europaweiten Verband der Kommunikations- und PR-Wissenschaftler (European Public Relations Education and Research Association) sowie dem EACD als internationalem Verband der Kommunikationsdirektoren (European Association of Communication Directors) durchgeführt. Unterstützt werden die Organisatoren dabei von Cision Insights (ehemals PRIME Research), einem globalen Dienstleister für strategische Medienbeobachtung und Kommunikationsanalysen in der Cision-Gruppe, sowie der Kommunikationsagentur Fink & Fuchs. Parallele Studien in Nordamerika, Lateinamerika und im Asiatisch-Pazifischen Raum machen die Studie zur weltweit größten, akademisch fundierten Studienreihe im Berufsfeld, die insgesamt mehr als 80 Länder erfasst.
Weitere Informationen, alle Ergebnisberichte früherer ECM-Studien und ein Benchmarking-Tool zum Abgleich eigener Erfahrungen mit dem ECM-Datenpool finden sich unter http://www.communicationmonitor.eu/
Auf einen Blick:
Quellen zum Text:
European Communication Monitor: https://www.communicationmonitor.eu/2020/05/29/ecm-european-communication-monitor-2020/
Fink & Fuchs: https://www.ffpr.de/2020/05/18/ergebnisse-des-european-communication-monitor-2020/#more-32943
Veröffentlicht am 09.06.2020
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